1 Nach meine Beene is ja ganz Berlin verrückt

Claire Waldorff
Die Zugezogene mit der schönsten Berliner Schnauze

Die in Gelsenkirchen aufgewachsene Claire will eigentlich Ärztin werden. Da sie als elftes von sechzehn Kindern nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um diesen Wunsch zu erfüllen, beschließt sie, Schauspielerin zu werden. Nach ersten Engagements in Niedersachsen und Oberschlesien verschlägt es sie nach Berlin, wo sie ab 1907 ins Kabarett wechselt. Im Theater „Roland von Berlin” wird sie durch ihren Auftritt im Etonboy-Anzug über Nacht zum Stern von Berlin. Sie spezialisiert sich auf Gassenhauer, Schlager und Chansons im Berliner Jargon, den sie auf Kneipentouren mit ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder kennenlernt. Ihr Markenzeichen sind Krawatte, Hemdbluse und bronzefarbener Bubikopf.

Ihre Karriere erreicht Mitte der 1920er Jahre ihren Höhepunkt. Sie tritt in Berlins größten Varietés auf – der Scala und dem Wintergarten – und tourt durch Deutschland. Der Rundfunk spielt ihre Lieder, und ihre Schallplattenverkäufe erreichen Rekordhöhe. Ihr Repertoire umfasst rund 300 Stücke; die wohl berühmtesten sind Wer schmeißt denn da mit Lehm, Hermann heeßta und Nach meine Beene ist ja ganz Berlin verrückt. Viele Berliner denken bei dem Song wohl an die vermeintlich schönsten Beine Berlins: die von Marlene Dietrich.

[Lotta Stein]

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Nach meine Beene is ja ganz Berlin verrückt (0:27)
Ausschnitt aus dem gleichnamigen Lied

Komposition: Walter Kollo
Text: Hermann Frey

Gesang: Lotta Stein
Klavier, Arrangement: Christian Manchen
Aufnahme und Mix: Christian Manchen, Siggi Samoa Records, Münster 2021

Münster, 2021

Lotta Stein, Philip Ritter, Christoph Kopp und Robert Nippoldt im Wintergarten Varieté in Berlin. Mit dabei: Jede Menge Beine.
Foto von Markus Hauschild